Schulleben

Ein Leben ohne Augenlicht

Stell dir vor, deine Augen sind fest verschlossen… und du gehst dennoch selbständig durch die Welt.

Unmöglich?

Kurz vor den Weihnachtsferien lernten die Schüler und Schülerinnen der 5. Klasse Frau Hennings von der Ohe kennen und erfuhren, dass das möglich ist. Denn Frau Hennings von der Ohe erblindete vor 12 Jahren aufgrund einer Augenerkrankung und hat gelernt, sich auch ohne Augenlicht in der Welt zurechtzufinden. Die Schüler und Schülerinnen wollten natürlich wissen, wie das funktioniert und wie sich das anfühlt. Sie stellten viele Fragen, die Frau Hennings von der Ohe alle geduldig beantwortete.

So lernten die Schüler und Schülerinnen, dass viele technische Errungenschaften heute das Leben von blinden und sehbehinderten Menschen erleichtern und bereichern. Beispiele hierfür sind Spracherkennungsprogramme, die Geschriebenes erkennen und hörbar machen oder das Hören von  Hörbüchern anstelle des Lesens. Den Umgang mit den Hilfsmitteln, das Lesen der Blindenschrift und auch die Organisation des Haushaltes muss man natürlich erst erlernen. So erfuhren wir, dass eine gute Ordnung im Schrank das Einkleiden ohne Hilfe möglich macht. Bei anderen Gelegenheiten, wie zum Beispiel beim Einkaufen, benötigt Frau von der Ohe Hilfe. Diese erhält sie in den Einkaufsläden auf Anfrage. Das Bezahlen schafft sie jedoch ohne Hilfe. Denn wie die Schüler und Schülerinnen selbst fühlen konnten, unterscheiden sich die Münzen und Scheine in der Größe und auch in der Randprägung. So können auch blinde Menschen ihr Geld abzählen.
Eine wesentliche Stütze im Alltag ist für Frau von der Ohe aber ihr Hund „Borka“, der von Beruf „Führhund“ ist. Für diesen Beruf hat der Hund zwei Jahre lang eine Ausbildung gemacht. Er hat viele Befehle gelernt, um seiner Besitzerin den Weg zu zeigen und für ihre Sicherheit zu sorgen. Wenn der Hund im Dienst ist, was für den Hund und alle anderen am Tragen des Führgestells deutlich erkennbar ist, dann soll er von den Mitmenschen am besten gar nicht beachtet werden. Denn das Anreden, Streicheln und jede weitere Beachtung lenken ihn von seinem Dienst ab. Nur, wenn er das Führgestell nicht trägt, darf er spielen, schmusen und fressen wie andere Hunde auch.

Sogar in ihrem alten Beruf als Erzieherin konnte Frau von der Ohe nach ihre Erblindung weiter arbeiten, auch wenn sie dafür erst einmal kämpfen musste. Und während dieser Zeit lernten die Kinder im Kindergarten und sie ganz viel voneinander. In ihrer Freizeit fährt Frau von der Ohe gerne Fahrrad. Wie das funktioniert? Dafür braucht sie wieder eine Begleitung, denn sie benutzt ein Tandem.

Natürlich gibt es Dinge, die sie vermisst. Gerne würde sie die Personen, mit denen sie spricht, auch sehen können, sich ein Bild von ihnen machen können. Auch fällt es ihr schwer, von sich aus ein Gespräch zu beginnen, denn sie kann nicht sehen, ob der Mensch neben ihr sich ihr zuwendet oder mit etwas anderem beschäftigt ist. Darum freut sie sich, wenn sie von anderen angesprochen wird, der andere das Gespräch beginnt.

Dieses und noch viel mehr haben die Schülerinnen und Schüler in der 5. Klasse, sowie die Lehrerinnen heute erfahren. Und für diese tollen Unterrichtstunden sagen wir alle ein herzliches DANKE!

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