Schulleben

“Wir schreiben eure Namen” – OBS Ebstorf baut Ziegel für die Erinnerung

Unterstützung für Arbeitsgemeinschaft Bergen Belsen e.V. und Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Bereits im Jahr 2007 hat die Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge das Projekt “Wir schreiben eure Namen” gestartet. Nach Öffnung der innerdeutschen Grenze und Beendigung des Kalten Krieges ist der Einblick in viele Archive möglich, der früher nicht gegeben war. So hat sich eine Gruppe engagierter Menschen an die Aufarbeitung der Geschichte des Kriegsgefangenenlagers in Hörsten bei Bergen-Belsen gemacht. Nach dem deutschen Überfall am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion wurden Tausende Kriegsgefangene nach Deutschland in “Russenlager” verbracht. Entgegen aller internationaler Abkommen war die Behandlung dort unmenschlich. Es gab nur offene Latrinen, keine festen Unterkünfte und die Gefangenen hausten in selbst gegrabenen Erdhöhlen. Viele sind verhungert und erfroren. In Massengräbern in der Nähe wurden sie ohne Nennung ihrer Namen begraben. Angehörige wurden nicht in Kenntnis gesetzt.

Seit 1990 wurden die Archive in Moskau öffentlich zugänglich gemacht und die in den Lagern gestorbenen Kriegsgefangenen konnten weitestgehend ermittelt werden. Seit 2007 werden auf Initiative der beiden Vereine Tontafeln angefertigt, auf dem der Vor- und Zuname sowie das Geburts- und Sterbedatum des Gefangenen eingebrannt werden.

Viele Schulen haben sich schon an der Aktion beteiligt. Jetzt hat auch der Jahrgang 9 der Oberschule Ebstorf (OBS) durch Initiative der Klassenlehrerinnen Gaby Streller, Anne Brodersen und Ruth Heinrich im Rahmen des Geschichtsunterrichtes Karl-Friedrich Boese als Bildungsreferenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. eingeladen, um Einzelheiten zu erfahren. Er berichtete mit Unterstützung eines kleinen Filmes von dieser Aktion, die den Angehörigen einen Ort zum Trauern gibt und die oft 70 Jahre währende Ungewissheit über das Schicksal eines Vermissten beendet. Die Hinterbliebenen sind dankbar, dass junge Menschen mit dieser Tontafel eine Brücke zwischen den Generationen bauen und die Toten nicht vergessen werden.

“Der Ton muss lange und mit viel Kraft geknetet werden, damit Lufteinschlüsse entweichen. Sonst platzen Schichten durch Wettereinwirkungen ab und die Namen werden unleserlich. Ganz einfach ist das nicht!”, gibt der Referent Tipps zur Arbeit. “Der Film war sehr beeindruckend!”, sind sich die Schüler einig. “Wir beteiligen uns gern an dieser Arbeit!” – Und dann gehen sie mit ganzem Körpereinsatz ans Kneten des Tons. “Ihr müsst schon mit aller Kraft arbeiten,” motiviert Lehrerin Ruth Heinrich. Kollegin Gundula Wehnke achtet darauf, dass der geknetete Ton gleichmäßig in die vorgegebene Form gewalzt wird.

Aliya ist schon beim Walzen, während Fabian und Ole noch kneten. “Die Namen haben wir ausgelost – immer zwei Schüler haben einen erhalten. Dann musste eine Vorlage auf Papier angefertigt und auf Stoff übertragen werden. So können die Buchstaben und Zahlen exakt auf den Ton gedrückt werden.”, sind Gina und Sarah konzentriert beim Walzen. Die Ziegel müssen dann langsam trocknen und alle zwei bis drei Tage gedreht werden. Nach rund zwei Monaten werden sie bei 900 Grad gebrannt. Am 5. April fährt der neunte Jahrgang dann zum Friedhof nach Hörsten und legt die Ziegel in feierlicher Zeremonie dort nieder.

So erhalten weitere 40 Tote einen Namen. Insgesamt sind etwa 20.000 Namen ermittelt, von denen bislang rund 2.500 mit einem Ziegel geehrt wurden.

(Ruth Heinrich)

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner